Unsicherheit und manches Mal auch Ratlosigkeit – die Erziehung von Kindern ist nicht immer ganz einfach. Um wertvolle Hinweise für den Alltag und fast alle denkbaren Situationen zu liefern, werden von Helfern des Kinderschutzbundes in Stormarn auch Elternbriefe verteilt.
 
 „Wir waren in unseren Bekanntenkreis das erste Paar, das ein Kind bekommen hatte“, erinnern sich Marijke und Lasse Karnatz (beide 41) in Reinfeld. Und da habe es eine gewisse Unsicherheit gegeben.

„Ich habe mich damals auch nicht getraut, gleich jemanden zu fragen, ob es denn mit der Erziehung alles richtig läuft“, sagt Marijke Karnatz. Mittlerweile leben in dem munteren Haushalt drei Kinder – Rosalie (9), Mathilda (7) und Lisbeth (3).

Praktische Hinweise, so die Erfahrungen der Eltern, werden dank der Briefe geliefert. Dazu kämen außerdem Tipps, die von den Erwachsenen nicht immer beachtet werden. „Wann man zum Beispiel Beeren pflückt und das von einem Kleinkind beobachtet wird – da sollte man schon aufpassen, denn nicht jede Beere, die in der Natur oder im eigenen Garten wächst, kann auch gegessen werden“, so Marijke Karnatz. Und wenn zum ersten Kind ein Geschwisterchen dazu kommt, ändere sich die Familiensituation ohnehin gravierend. „Auch da gibt es dank der Elternbriefe viele Tipps“, so das Ehepaar Karnatz.

Ein Beispiel dafür: Das Baby kommt in den ersten Lebenswochen oder auch Monaten nachts nun gar nicht zur Ruhe und die Eltern selbst unternehmen die wahnwitzigsten Aktionen, um diesem Schreikind oder sich selbst etwas Entspannung zu verschaffen. „Man weiß dann doch, dass man nicht allein ist in dieser Situation. Wir haben selbst damit keine Probleme gehabt – glücklicherweise“, sagt Marijke Karnatz.

Sabine Siebler (63) sorgt in Reinfeld dafür, dass von sechs ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen die Elternbriefe verteilt werden. Die Adressen von Müttern und Väter, die zum ersten Mal ein Kind bekommen haben, werden von den Meldebehörden vermittelt – allerdings erst, nachdem die Betroffenen zugestimmt haben. „Da wird auf den Datenschutz geachtet“, sagt Sabine Siebler. In die Haushalte kommen auch Mappen, mit denen die Briefe fortlaufend abgeheftet werden können.

Im ersten Lebensjahr des Babys tauchen die Elternbriefe einmal im Monat in den Briefkästen auf, dann werden die Abstände etwas größer. „Schade, dass es diese Informationen nicht schon früher gegeben hat“, bedauert die Helferin. Sie hat zwei Kinder groß gezogen und ist auch schon Großmutter. Es gibt auch immer wieder Interesse bei Eltern, die ein zweites Kind haben, und die noch einmal die Briefe beziehen möchten.

„Man kann sich über die Information gut austauschen und sich herausfiltern, was man gerade braucht“, hat Marijke Karnatz festgestellt. In den unterschiedlichen Entwicklungsstadien eines Kindes tauchten immer wieder vermeintliche Probleme auf – ob das Kleine mit dem Sprechen oder dem Laufen bereits begonnen hat oder eben nicht. „Wenn es dazu ausführliche Berichte gibt, dann kann man als Eltern erfahren, dass es nicht nur in der eigenen Familie dieses Thema gibt – es ist bei anderen Eltern genauso bekannt und man ist eben nicht allein damit. Das sorgt schon für Beruhigung, vor allem mit drei Kindern, denn man weiß ja nie, was der Tag bringt“, sagt Marijke Karnatz.

Doch selbst die ausführlichen Elternbriefe – da sind sich die beiden Mütter einig – können nur ein Ratgeber sein, der aber nicht für die Erziehung eines Kindes zuständig sei: „Das ist und bleibt die wichtigste Aufgabe der Eltern.“ Sabine Siebler und Marijke Karnatz geben selbst den für sie wichtigsten Rat: „Kinder müssen immer wissen, dass die Eltern für sie da sind.“